Wieso Teilzeit?

Mit Teilzeitarbeitsmöglichkeiten Fachkräfte im Beruf halten.

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Die Abwanderung von Fachkräften gab den Anstoss für das Teilzeitförderungsprojekt. Rund 40 Prozent der Lernenden im Malergewerbe der Deutschschweiz sind Frauen. Doch nach wenigen Jahren legten viele Malerinnen den Pinsel wieder zur Seite. Andererseits interessierten sich auch Männer, insbesondere jüngere Arbeitnehmende, zunehmend für Teilzeitarbeit. Auch für das Vorruhestandsmodell (VRM) des Maler- und Gipsergewerbes brauchte es Teilzeitarbeitsmodelle.

Die Informationen beziehen sich auf die Zeit der Projektlancierung (2018) und werden nicht aktualisiert.

Malerberuf: Hoher Frauenanteil bei den Lernenden

Anfang der 1980er Jahre haben Frauen den Malerberuf entdeckt: In nur drei Jahren stieg der Frauenanteil bei den Lernenden von vier Prozent (1979) auf 15 Prozent (1982). Zehn Jahre später waren es schon 30 Prozent. Den höchsten Anteil an weiblichen Malerlernenden gab es 2005 mit 60 Prozent.

Seit den 1990er Jahren hat sich der Frauenanteil in der Malerlehre bei rund 40 Prozent eingependelt. Im Gipsergewerbe beträgt der Frauenanteil bei den Lernenden etwa 5 Prozent.

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Insgesamt ist der Frauenanteil nach wie vor tief. Bei den Arbeitnehmenden über 18 Jahre, die dem Gesamtarbeitsvertrag für das Maler- und Gipsergewerbe unterstehen, lag der Frauenanteil 2017 bei 11 Prozent. In den Malerbetrieben betrug der Frauenanteil 20 Prozent, in den Mischbetrieben 8 Prozent und in den Gipserbetrieben nur gerade ein Prozent.

Abwanderung von weiblichen Fachkräften

Im Malergewerbe sind seit 20 Jahren rund 40 Prozent der Lernenden Frauen. Doch fast die Hälfte dieser ausgebildeten Malerinnen kehrt dem Beruf im Alter von 27 bis 36 Jahren den Rücken. Eine Entwicklung, die von der Branche mit Sorge beobachtet wird. Denn das Malergewerbe verliert dadurch viele Fachkräfte (▶ Artikel «Herausforderung Teilzeit» in Applica 1/2018).

Weshalb ausgebildete Malerinnen den Pinsel nach wenigen Jahren zur Seite legen, wurde bisher nicht umfassend untersucht. In einer 2011 durchgeführten Pilotumfrage der Unia Bern zu den Perspektiven von Malerinnen waren 40 Prozent der befragten Malerinnen der Meinung, dass Mutterschaft und Familie Grund für den Berufswechsel sind. Sie bezeichneten fehlende Teilzeitstellen als wichtiges zu verbesserndes Problem (▶ Resultate Umfrage).

Nur 4 Prozent Teilzeit im Maler- und Gipsergewerbe

Im Maler- und Gipsergewerbe lag der Teilzeitstellenanteil im Bereich des Gesamtarbeitsvertrags bei Projektlancierung bei vier Prozent (2017). Das war zehnmal weniger als der gesamtschweizerische Durchschnitt von rund 40 Prozent.

Innerhalb der Branchen war Teilzeitarbeit im Malergewerbe (6.5 Prozent) verbreiteter ist als in den anderen beiden Branchen. In den reinen Gipserunternehmen betrug der Teilzeitanteil nur gerade 1.7 Prozent. In den Betrieben, die Maler- und Gipserarbeiten ausführen, lag er bei 3 Prozent.

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Auch Männer wollen Teilzeit

Die grosse Mehrheit der Beschäftigten im Maler- und im Gipsergewerbe sind nach wie vor Männer. Bei den Arbeitnehmenden über 18 Jahre, die dem Gesamtarbeitsvertrag für das Maler- und Gipsergewerbe unterstehen, lag der Männeranteil 2017 bei 89 Prozent. In den Malerbetrieben betrug der Männeranteil 80 Prozent, in den Mischbetrieben 92 Prozent und in den Gipserbetrieben 99 Prozent.

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Aber auch Männer, insbesondere jüngere Arbeitnehmende, interessieren sich für Teilzeitarbeit. Das zeigen diverse Studien und Berichte. Nachfolgend die Resultate dreier Untersuchungen, die sich aus unterschiedlichem Blickwinkel mit dem Thema befasst haben.

Ideal: Beide Eltern Teilzeit

Gefragt nach der «besten» Aufteilung der Erwerbsarbeit nennen Männer und Frauen am häufigsten das Modell, bei dem beide Eltern Teilzeit erwerbstätig sind. Laut einer Erhebung des Bundesamtes für Statistik bezeichneten 40 Prozent der Frauen und Männer zwischen 25 und 54 Jahren mit Kindern im Vorschulalter dieses Modell als ideal. Die Idealvorstellungen entsprechen jedoch nicht der gelebten Realität: Nur gerade bei 9 Prozent arbeiteten beide Eltern Teilzeit. Hier zeigt sich im Zusammenhang mit der Teilzeiterwerbstätigkeit von Männern eine grosse Kluft zwischen dem Wunsch nach Teilzeitstellen und den entsprechenden Möglichkeiten.

Familien in der Schweiz. Anhang des Familienberichtes 2017 des Bundesrates, S. 94

Ideal «Papa-Tag»

Heute haben viele junge Männer das Bedürfnis, ein «präsenter» Vater zu sein, der mehr Zeit für die Kinder hat und sich an der Betreuung und Erziehung beteiligt. Und zwar nicht nur am Abend und am Wochenende. Der «Papa-Tag», ein Tag unter der Woche mit Alleinverantwortung des Vaters für die Kinder, kommt als neues Ideal auf. Und damit verbunden der Wunsch von jungen Männern nach Teilzeitarbeit.

«Wenn Vater, dann will ich Teilzeit arbeiten». Die Verknüpfung von Berufs- und Familienvorstellungen bei 30-jährigen Männern aus der deutschsprachigen Schweiz. Diana Baumgarten, Nina Wehner, Andrea Maihofer, Karin Schwiter in: Gender Sonderheft 4

Neun von zehn Männern wollen Teilzeit

Die Studie «Was Männer wollen!» der Pro Familia Schweiz aus dem Jahr 2010 zeigte gar, dass 90 Prozent der befragten Männer eine Arbeitszeitreduktion wünschten und dafür auch bereit wären, den Lohn zu reduzieren. Die Studie zeigte eine grosse Diskrepanz zwischen dem Angebot an und der Nachfrage nach Teilzeitstellen in allen untersuchten Unternehmen.

«Was Männer wollen! Studie zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben», Pro Familia Schweiz

Vorruhestandsmodell: Altersteilzeit mit Lohnausgleich

Seit 2017 gibt es für das Maler- und Gipsergewerbe ein Vorruhestandsmodell (VRM). Dieses sieht die Möglichkeit zur Arbeitszeitreduktion für Arbeitnehmende ab 60 Jahren vor (Frauen ab 59 Jahren). Und dies ohne entsprechenden Einkommensverlust: Der durch Teilzeitarbeit verringerte Lohn wird mit Überbrückungsrenten zum grossen Teil ausgeglichen. Das bedeutet: Es braucht im Maler- und Gipsergewerbe auch Teilzeitarbeitsmodelle für die älteren Arbeitnehmenden, die das Vorruhestandsmodell beanspruchen wollen.

Teilzeit ja, aber…

Doch ist Teilzeitarbeit im Maler- und Gipsergewerbe überhaupt möglich? In dieser Frage scheiden sich die Meinungen: Auf der einen Seite gibt es die Einschätzung, dass Teilzeitarbeit in einer Branche, die aus so vielen Kleinst- und Kleinfirmen besteht, gar nicht möglich sei. Arbeitnehmende und Unternehmen hingegen, die mit Teilzeitarbeitsmodellen arbeiten, betonen, dass alles eine Frage der Organisation und Kommunikation sei. Sie weisen auf die Wichtigkeit von Vorbildern, Information und Sensibilisierung hin.

Und hier setzte das Projekt Teilzeitbau an:

  • Unternehmen, welche Teilzeitarbeit fördern wollten, erhielten konkrete Hilfe und Unterstützung (Teilzeitförderprojekte für Unternehmen).

  • Mit den Erfahrungen aus diesen Projekten wurden einfache Hilfsmittel für alle Unternehmen erarbeitet.

Es ging darum, die Herausforderung Teilzeit anzupacken.

 

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