Musterarbeitsvertrag, Merkblatt, Leitfäden, Checklisten, Modelle und Kurztipps zu Teilzeitarbeit für Unternehmen des Maler- und Gipsergewerbes.
Aktualisierungen: Bei Änderungen im Gesamtarbeitsvertrag (GAV).
Letzte Aktualisierung: 30. September 2022
Übersicht Rechtliche Hilfsmittel
▶ Musterarbeitsvertrag (Word-Datei)
▶ Checkliste Anstellung (Word-Datei)
▶ Merkblatt ZPBK
▶ Leitfaden Berufliche Vorsorge (BVG)
▶ Leitfaden Erfassen von Absenzen
Übersicht Organisatorische Hilfsmittel
▶ Schema Teilzeitmodelle
▶ Leitfaden Arbeitsübergabe
▶ Checkliste Arbeitsübergabe (Word-Datei)
▶ Leitfaden Umgang mit Kundschaft
▶ Leitfaden Fachkräfterekrutierung
Werkzeug Teilzeit
Zum handlichen Aufbewahren. Der gedruckte Fächer und die digitale Broschüre «Werkzeug Teilzeit» fassen die wichtigsten Punkte zusammen und verlinken mit den Hilfsmitteln auf der Webseite.
Rechtliche Hilfsmittel
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Teilzeitbeschäftigte Maler- und Gipser/innen sind dem Gesamtarbeitsvertrag für das Maler- und Gipsergewerbe vollumfänglich unterstellt.
Arbeitszeit: Der Beschäftigungsgrad, die zu leistenden Arbeitsstunden, die üblichen Arbeitstage und der Lohn sind schriftlich festzulegen.
Für Arbeitnehmende mit einem Arbeitspensum von weniger als 80% gilt eine tägliche Höchstarbeitszeit von 9.6 Stunden.Monatslohn: Die Entlöhnung erfolgt generell im Monatslohn.
Mustervertrag: Es empfiehlt sich, den Mustervertrag (→ Arbeitsvertrag) zu nutzen und das Merkblatt der Zentralen Paritätischen Berufskommission (ZPBK) zu konsultieren.
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Im Arbeitsvertrag für Teilzeitbeschäftigte sollten, nebst den üblichen Fragen, folgende Punkte speziell geregelt werden:
Arbeitszeit sowie übliche Arbeitstage schriftlich festlegen.
Das Modell der Erfassung von Absenzen klären (→ Erfassen von Absenzen).
Informationspflicht bei Nebenbeschäftigung.
Im anpassbaren Mustervertrag sind diese und weitere Punkte aufgeführt.
▶ Mustervertrag (Word-Datei)
▶ Mustervertrag▶ Zusatz bei Änderung der Arbeitszeit (Word-Datei)
▶ Zusatz bei Änderung der Arbeitszeit -
Die meisten Lohnabzüge der Arbeitnehmenden für die Sozialversicherungen fallen prozentual aus. Wo feste Beiträge im System definiert sind, sollte genauer hingeschaut werden.
Abzug Gimafonds
Abzug der Arbeitnehmenden im Verhältnis zum Beschäftigungsgrad: Stellenprozente × 24 CHF.
Arbeitnehmende mit Pensum unter 20% zahlen keine Beiträge.
Pensionskasse
Mitarbeiter/in anmelden und monatlichen Betrag berechnen lassen.
Vorsorgeplan überprüfen und allenfalls anpassen (→ Berufliche Vorsorge).
Familienzulagen
Arbeitnehmende mit Familienzulagen darauf hinweisen, dass sich durch Teilzeitbeschäftigung Änderungen im Anspruch ergeben können.
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Wer Teilzeit arbeitet, wird bei der Beruflichen Vorsorge (BVG) benachteiligt. Und zwar nicht, weil er oder sie durch Teilzeitarbeit weniger verdient, sondern wegen «Eintrittsschwelle» und «Koordinationsabzug».
Benachteiligung von Teilzeit
Denn die Eintrittsschwelle (2022: CHF 21 510) und der Koordinationsabzug (2022: CHF 25 095) sind für alle Beschäftigten gleich hoch – egal ob jemand Vollzeit oder Teilzeit arbeitet.
Teilzeitgerechte Vorsorgepläne
Unternehmen können diese Benachteiligung zu moderaten Bedingungen aufheben:
Den Koordinationsabzug dem Beschäftigungsgrad anpassen.
Auch Einkommen unter der Eintrittsschwelle versichern.
Die meisten Pensionskassen bieten solche oder ähnliche Lösungen in ihren Vorsorgeplänen an.
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In der Praxis gibt es zwei Methoden zur Erfassung der lohnzahlungspflichtigen Absenzen wie Feier- und Krankheitstage.
Zeitmethode
Die Abwesenheit an den festen Arbeitstagen wird mit 8 Stunden erfasst.
Diese Methode ist transparent und unumstritten.
Wertmethode
Absenzen führen zu einer Gutschrift der durchschnittlichen täglichen Arbeitszeit (Berechnung: Wöchentliche Arbeitszeit / 5), auch wenn sie in die Freizeit fallen.
Absenzen können zu Minusstunden führen.
Bei der Erfassung von Krankheits- und Unfalltagen nach der Wertmethode muss der Arbeitgeber dadurch entstehende Minusstunden korrigieren.
Organisatorische Hilfsmittel
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Für die Organisation von Teilzeitarbeit im Maler- und Gipsergewerbe gibt es hauptsächlich zwei Varianten: Planung als Teilzeit und Planung als Vollzeit («Jobsharing»).
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Idealerweise passiert die Arbeitsübergabe selbständig und direkt zwischen den beteiligten Mitarbeitenden eines Auftrags.
Kurztipps zu Arbeitsübergabe:
«Bringschuld», d.h. die Person, welche den Auftrag übergibt, muss aktiv werden.
Mündlich (per Sprachnachricht, Video oder telefonisch) um Missverständnisse zu vermeiden.
Infos zu zusätzlichen Abmachungen, Abweichungen, nächsten Schritten, Material etc.
Fehler offen mitteilen.
Nachfolger/in: bei fehlenden Informationen oder Unklarheiten nachfragen.
Moderne Kommunikationsmittel nutzen (Film, Fotos, Sprachnachrichten).
▶ Leitfaden Arbeitsübergabe
▶ Checkliste Arbeitsübergabe (Word-Datei)
▶ Checkliste Arbeitsübergabe -
Ein häufiges Vorurteil zu Teilzeitarbeit ist die Befürchtung, dass die Kundschaft negativ darauf reagieren könnte.
Positive Erfahrungen
In Wirklichkeit gibt es dazu kaum schlechte Erlebnisse. Dies zeigen die Erfahrungen vieler Unternehmen. Oft reagiert die Kundschaft sogar positiv.
Kundschaft aktiv informieren
Trotzdem gilt es im Umgang mit der Kundschaft einige Dinge zu beachten, insbesondere bei der Kommunikation.
Botschaft: «Moderner Betrieb mit Teilzeit».
Falls negative Reaktion: bei diesem Auftrag auf Teilzeitmitarbeitende verzichten.
Hinweis, dass es wegen Teilzeit zu Wechseln von Mitarbeitenden kommt, dass Arbeitsübergabe aber sichergestellt ist und Kunde nichts damit zu tun hat.
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Ein Mitarbeiter will auf 60% reduzieren, weil er Vater wird? Dann kann als Ergänzung jemand für 40% gesucht werden (→ Teilzeitmodelle). Wer Teilzeitstellen schafft, trägt zum Erhalt von Fachkräften bei und positioniert sich als attraktives und modernes Unternehmen.
«Teilzeit möglich»
Der Titel der Stellenausschreibung soll die Begriffe «Teilzeit möglich» oder die Stellenprozente enthalten.
Stellen auf der Firmen-Webseite ausschreiben.
Stellenmeldepflicht beachten!
Offensiv kommunizieren
In allen Kanälen kommunizieren, dass Teilzeitarbeit möglich ist (Inserat auf Webseite, via Mitarbeitende, Social Media etc.).
Auch Temporärbüros vermitteln Teilzeitfachkräfte.
Personalmarketing
Sich auf der eigenen Webseite als teilzeitfreundliches Unternehmen positionieren.
Kurztipps
Hier finden sich Tipps zu weiteren Themen wie digitale Kommunikation oder Zusammenarbeit im Team sowie Zusammenfassungen der verschiedenen Hilfsmittel. Die Kurztipps sind nach Stichworten geordnet.
Wieso Teilzeit?
Der häufigste Grund für Teilzeitarbeit ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Erhalt von Fachkräften, Gesundheit, das Vorruhestandsmodell (VRM) und Weiterbildung sind weitere Argumente, welche Unternehmen und Arbeitnehmende in der Umfrage zu Projektbeginn oft genannt haben.
Vorteile
Die Erfahrungen von Unternehmen und Mitarbeitenden zeigen: Teilzeitarbeit auf dem Bau ist nicht nur möglich, sondern hat auch viele Vorteile.
Fachkräfte im Beruf halten: Mit Teilzeitarbeit können Fachkräfte im Beruf gehalten werden, die sonst Teilzeitstellen in anderen Branchen suchen.
Motivation: Teilzeitbeschäftigte sind motiviert und tragen diese Motivation in den Betrieb hinein. Ein Pluspunkt, den sowohl Teilzeitbeschäftigte als auch Unternehmen betonen.
Weitere oft genannte Vorteile aus Unternehmenssicht:
Gute Fachkräfte gewinnen (Arbeitsplatzattraktivität).
Mit der Zeit gehen und für die Zukunft gerüstet sein.
Höhere Flexibilität durch bessere Auslastung an gewissen Tagen.
Weniger Einsatz von Temporärmitarbeitenden.
Nachfrage
Die Umfrage zu Projektbeginn zeigte: Rund die Hälfte der vollzeitbeschäftigten Maler/Gipser/innen sind an einer Teilzeitstelle interessiert.
10% wollten «am liebsten sofort» Teilzeit arbeiten, unabhängig von Branche und Geschlecht. Am häufigsten äusserten 32- bis 36-jährige Männer diesen Wunsch (23% in dieser Kategorie).
37% antworteten mit «vielleicht in den nächsten Jahren», insbesondere junge Malerinnen und Gipserinnen (56% der Frauen bis 36 Jahre).
▶ Resultate der Umfrage zu Teilzeitarbeit im Maler- und Gipsergewerbe
Trend
Im Maler- und Gipsergewerbe haben Teilzeitstellen in den letzten Jahren markant zugenommen. Der Teilzeitstellen-Anteil lag Ende 2021 bei 8.2%.
Teilzeitstellen haben in allen Branchen des Gewerbes zugenommen. Die Zunahme von total 624 Teilzeitstellen seit Projektlancierung Ende 2017 entspricht einem Wachstum von 98%.