«Es ist eine Führungsaufgabe»

Teilzeit braucht eine Änderung im Denken, sagt Beni Hunziker. Der Unternehmer aus Zürich über Teilzeitförderung in einem grossen Unternehmen.

Veröffentlicht am: 23. April 2021

Die Vorteile sind schnell genannt. Aus Unternehmenssicht sei Teilzeit eine Chance, gute Leute zu behalten und gute Leute zu gewinnen. «Damit können wir die Arbeitsplatzattraktivität steigern», sagt Beni Hunziker, Mitinhaber, Geschäftsleitungsmitglied und Abteilungsleiter Malerei bei der Max Schweizer AG in Zürich. Die jüngere Generation sei anders unterwegs, so der 38-jährige, das sehe er auch im eigenen Umfeld. «100% arbeiten und möglichst viel verdienen hat nicht mehr oberste Priorität. Die Work-Life-Balance und die Vereinbarkeit mit der Familie haben einen grossen Stellenwert erhalten.»

Die Umsetzung hingegen brauche Zeit. «Das Thema ist noch nicht überall angekommen», so Beni Hunzikers Zwischenbilanz. «Es braucht eine Änderung im Denken.» Je grösser das Unternehmen, desto geringer der Anteil an Teilzeitstellen, das hatte die Umfrage zu Beginn des Projekts Teilzeitbau gezeigt. Auch bei der Max Schweizer AG, die mit über 200 Mitarbeitenden zu einem der grössten Unternehmen der Branche zählt, lassen sich die teilzeitbeschäftigten Maler/innen und Gipser an zwei Händen abzählen. Weshalb das so ist, kann sich Hunziker nicht erklären. Aber wie sich das ändern lässt, dazu hat er klare Vorstellungen: Darüber reden. Teilzeitstellen in den Budgetprozess aufnehmen. Den Rekrutierungsprozess anpassen. «Man muss das Thema immer wieder ansprechen. Es ist eine Führungsaufgabe», sagt der Unternehmer, der schon seit der Malerlehre bei der Max Schweizer AG arbeitet und die Handelsschule und Meisterausbildung absolviert hat.

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«Mit Teilzeit können wir die Arbeitsplatzattraktivität steigern.»

Beni Hunziker, Unternehmer

Er selbst thematisiert Teilzeit beispielsweise in Mitarbeitendengesprächen, wenn er denkt, dass ein Interesse da sein könnte. «Eventuell haben die Mitarbeitenden ja Hemmungen, das selbst anzusprechen», erklärt Hunziker. Denn im Gewerbe werde Teilzeitarbeit noch «sehr stiefmütterlich» behandelt. Auch in Bewerbungsgesprächen erwähnt er die Offenheit für Teilzeitarbeit. «Das ist eine Möglichkeit, die Haltung des Unternehmens zu kommunizieren.»

Die Akzeptanz der Belegschaft zum Thema Teilzeit sei natürlich unterschiedlich, sagt Beni Hunziker. Das sei eine Kulturfrage. Und eine Führungssache. Es gehe darum, das Thema anzusprechen und gut zu verankern. Zu erklären, weshalb jemand Teilzeit arbeite und wie die Arbeit organisiert werde, damit keine Missstimmungen entstünden. Arbeitsübergaben werden mündlich, telefonisch und digital über das interne Mitarbeiter-Netzwerk gemacht. «Wenn die Kommunikation stimmt, dann ist das kein Problem», so der Unternehmer, der während seinen Weiterbildungen auch Teilzeit gearbeitet hat.

«Man muss das Thema ansprechen. Es ist eine Führungsaufgabe.»
— Beni Hunziker, Unternehmer

Auf die Frage nach den Nachteilen nennt Beni Hunziker den zusätzlichen Aufwand bei Planung und Kommunikation. Wobei der Planungsaufwand eigentlich nicht als Argument gegen Teilzeit gelte. «Im Moment haben wir sehr hektische Zeiten», erklärt er, «morgen schon kann sich ein Mitarbeiter in Quarantäne befinden, und dann muss man auch alles umorganisieren.»

Und seine Empfehlung für Unternehmen, die noch keine Teilzeitstellen haben? «Empfehlungen für andere sind schwierig, das ist so individuell und hängt von der Firmenkultur ab», sagt der Unternehmer, der an seinem Beruf am liebsten das Handwerk und die Menschen mag. «Am besten einfach mal probieren. Mutig sein und die Vorurteile auf der Seite lassen.»

 
Wenn Teilzeit nicht möglich gewesen wäre, hätte sie die Stelle abgelehnt: Malerin Melanie Steinbuk und Unternehmer Beni Hunziker.

Wenn Teilzeit nicht möglich gewesen wäre, hätte sie die Stelle abgelehnt: Malerin Melanie Steinbuk und Unternehmer Beni Hunziker.

 

Teilzeitförder-Unternehmen

Die Max Schweizer AG aus Zürich beteiligt sich an den Teilzeitförderprojekten.

▶ Webseite von Max Schweizer AG