«Das Malergewerbe hat eine Vorreiterrolle auf dem Bau»
Teilzeitarbeit kommt immer mehr auf, das ist für Urs Schwarzenberger klar. Der Unternehmer aus Obwalden über Gründe, Vorteile und Vorurteile zu Teilzeitarbeit.
Veröffentlicht am: 12. Februar 2021
«Arbeitnehmende haben das Bedürfnis nach mehr Teilzeitarbeit, auch auf dem Bau», erklärt Urs Schwarzenberger. «Vor 20 Jahren hätte man so ein Projekt gar nicht versuchen müssen.» Doch die Veränderung in der Gesellschaft finde statt und die Entwicklung werde weiterlaufen, so der Inhaber und Geschäftsleiter des Maler-Gipser-Geschäfts Schwarzenberger GmbH in Obwalden. «Die Maler nehmen auf dem Bau eine Vorreiterrolle ein», sagt der 55-jährige, «wir sind prädestiniert dazu wegen des hohen Frauenanteils.» Fast die Hälfte der Lernenden im Malergewerbe sind Frauen, und diese wolle man im Beruf behalten. «Aber Teilzeitarbeit ist auch ein Bedürfnis von Männern, weil sie vermehrt Familienverantwortung übernehmen wollen», fügt der Vater von 5-jährigen Zwillingen hinzu. Selbst arbeitet er zwar nicht Teilzeit, aber er organisiert sich die Arbeit so, dass er zwischendurch an einem halben Tag die Kinder betreuen kann.
Dass Teilzeitarbeit auf dem Bau oder in Kleinbetrieben nicht möglich sein sollte, ist für Schwarzenberger ein reines Vorurteil. «Lernende sind auch nur Teilzeit da», bringt er es auf den Punkt. Auch den Mehraufwand bei der Planung relativiert er. «Das Wochenprogramm vom Freitag stimmt doch am Montag schon nicht mehr», sagt der Unternehmer und lacht. Man müsse ständig neu planen, das gehöre zum Alltagsgeschäft. Er selbst plant seine Teilzeitmitarbeitende so ein, dass sie einen Auftrag selbständig abschliessen kann, oder schickt sie mit einem Team mit - dort, wo es am meisten «brennt». Diese Flexibilität sei ein grosser Vorteil von Teilzeitarbeit: «Man ist mit der Auslastung besser drin und kann das eine oder andere abfedern», so Schwarzenberger. Natürlich müsse man schauen, dass es mit den Stunden aufgehe.
Darüber hinaus könne Teilzeitarbeit helfen, die Abläufe allgemein zu verbessern. Der Unternehmer denkt dabei an die Hilfsmittel zur Arbeitsübergabe, die im Rahmen des Projekts Teilzeitbau erarbeitet und getestet werden. «Schnittstellen sind eh schwierig, unabhängig von Teilzeitarbeit», so Schwarzenberger. Eine Arbeitsübergabe brauche es beispielsweise auch, wenn jemand krank sei. Teilzeit helfe, dies zu optimieren. «Das Optimum wäre: Alle könnten überall hin», sinniert der Unternehmer, der an seinem Beruf das Organisieren und das «Verschönern und Schützen» mag. Auch bezogen auf die Qualität der Arbeit sieht Schwarzenberger Optimierungspotential. Damit die Qualität stimme, müssten alle mitdenken. «Teilzeitarbeit könnte das Bewusstsein dafür erhöhen und die Kommunikation und Zusammenarbeit verbessern.»
Aktuell arbeitet von den zehn Mitarbeitenden eine Malerin Teilzeit, in einem Saisonmodell: April bis Dezember arbeitet sie Vollzeit, im Winter Teilzeit, weil sie während der Wintermonate normalerweise noch eine Zweitstelle in einem Bergrestaurant hat. In den Bergen seien Saisonjobs verbreitet, erklärt Schwarzenberger. Der gebürtige Schaffhauser, der sich nach Malerwanderjahren in der Innerschweiz niedergelassen und 2007 sein eigenes Unternehmen gegründet hat, kennt Maler, die in Engelberg im Winter als Skilehrer arbeiten. Da sie im Winter weniger Arbeit hätten, sei das eine ideale Ergänzung. «Dank Teilzeit brauchen wir weniger temporäre Mitarbeitende», sagt Schwarzenberger dazu. Das saisonale Teilzeitmodell mit seiner Mitarbeiterin laufe nun seit vier Jahren und habe sich eingependelt. Man müsse einfach gut auf die Ruhetage achten.
Bis Ende 2019 hatte Schwarzenberger auch einen Maler, der im Rahmen des Vorruhestandsmodells (VRM) die Arbeitszeit auf 60% reduziert hatte. Und früher eine Lernende, die Leistungssport betrieb und nach der Lehre Teilzeit arbeitete. Bisher hat der Unternehmer noch nie eine Teilzeitstelle ausgeschrieben, es habe sich so ergeben. Er kann sich jedoch vorstellen, dies bewusst zu versuchen. «Vielleicht käme dann sogar eine Malerin, die jetzt in einer anderen Branche arbeitet, wieder in den Beruf zurück», überlegt er.
Und seine Empfehlung für Unternehmen, die noch keine Teilzeitstellen haben? «Ausprobieren», sagt Urs Schwarzenberger und lacht. «Ich habe gute Erfahrungen mit Teilzeitstellen gemacht.» Wirtschaftlich gesehen sei Teilzeitarbeit interessant wegen dem geringeren Lohnvolumen. Und man könne sich auch als Firma profilieren.
Teilzeitförder-Unternehmen
Die Schwarzenberger GmbH aus Alpnach und Sarnen OW beteiligt sich an den Teilzeitförderprojekten.