«Es ist ein mehrjähriger Lernprozess»

Wer Teilzeitarbeitsmodelle anbietet, hat einen Wettbewerbsvorteil. Davon ist Erich Landolt überzeugt. Der Unternehmer aus Winterthur zu Teilzeitförderung im Betrieb.

Veröffentlicht am: 15. Januar 2021

Zuvor waren es Einzelpersonen. Nun jedoch, innerhalb weniger Monate, arbeitet fast ein Viertel der 17köpfigen Belegschaft der Landolt Maler AG Teilzeit. Erst gerade hat Erich Landolt eine Projektleiterin mit einem 80%-Pensum eingestellt. «Diese neue Führungskraft wäre nie gekommen, wenn ich nur Vollzeitstellen anbieten würde», erklärt der Geschäftsinhaber, der das Unternehmen seit 1993 führt.

Die heutige Generation habe andere Werte, so der 61-jährige. Bei einer Familiengründung sei es normal, dass beide arbeiten. «Es ist ein Gebot der Zeit, dass man Teilzeitarbeitsmodelle anbietet.» Dann könne man junge und motivierte Fachleute akquirieren. «Dem Fachkräftemangel muss man mit neuen Massnahmen begegnen, und Teilzeit ist eine davon», ist der Unternehmer, der ursprünglich Maler gelernt, nebst Malerpolier und Meister diverse betriebswirtschaftliche Weiterbildungen absolviert und auch berufsextern und international tätig war, überzeugt.

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«Wenn man Teilzeitarbeit anbietet, kann man junge und motivierte Fachkräfte akquirieren.»

Erich Landolt, Unternehmer

An den internen vierteljährlichen Weiterbildungsanlässen mit den Mitarbeitenden kommuniziert Erich Landolt aktiv, dass es im Betrieb die Möglichkeit für Teilzeitarbeit gibt. Infolgedessen hat auch schon jemand das Pensum reduziert. Bisher hat er Teilzeitstellen noch nicht bewusst ausgeschrieben. «Doch die Mitarbeitenden tragen das nach aussen und wirken als Multiplikatoren.» In Zukunft möchte er auch auf der Webseite darauf hinweisen, dass Teilzeitarbeitsmodelle bei der Landolt Maler AG möglich sind.

Bis man ein neues System eingeführt hat, brauche es einen höheren organisatorischen Aufwand, sagt der Unternehmer. Zum Beispiel gilt es ein Vorgehen für die Arbeitsübergabe festzulegen. «Niemand macht gerne etwas fertig, was jemand anders angefangen hat und umgekehrt. Je mehr Teilzeitstellen wir haben, desto normaler wird das und desto mehr müssen sich die Leute damit auseinandersetzen.» Das sei ein kultureller Prozess, den man in der Firma auslösen müsse. «Man muss gezielt miteinander kommunizieren.» Wie sich die Änderungen in der Teamstruktur auswirken werden, kann Erich Landolt zum heutigen Zeitpunkt noch nicht beurteilen. «Ich habe ein gutes Gefühl, aber es braucht auch etwas Geduld.» Der Unternehmer will in nächster Zeit dazu eine interne Befragung bei den Mitarbeitenden durchführen.

«Ich kommuniziere aktiv, dass Teilzeitarbeit bei uns möglich ist.»
— Erich Landolt, Unternehmer

Auch mit der Kundschaft müsse man mehr kommunizieren. «Das ist absolut handhabbar. Aber man muss sich die Gedanken einfach machen», so der Unternehmer, der seinen Beruf als «Coiffeur vom Bau» bezeichnet und daran die Vielseitigkeit, den Kundenkontakt und die schönen Wohnumgebungen schätzt. Die Hilfsmittel, welche diesbezüglich im Rahmen des Projekts Teilzeitbau erarbeitet werden, seien hierfür sicher hilfreich. «Wir sind diesbezüglich noch in der Pilotphase», fasst Landolt zusammen. «Es ist ein mehrjähriger Prozess, den wir als kontinuierlichen Lernprozess verstehen.» Und fügt hinzu: «Es ist schön, dass wir zusammen mit den Mitarbeitenden in der Lage sind, den Zeitgeist aufzunehmen.»

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«Es ist ein mehrjähriger Prozess, den wir als kontinuierlichen Lernprozess verstehen.»

Erich Landolt, Unternehmer

Auch für die Branche sei es positiv, dass sich etwas bewegt, sagt Erich Landolt. Er merke das an den Rückmeldungen der Kundschaft. Der Unternehmer ist überzeugt, dass sich Teilzeitarbeitsmodelle im Maler- und Gipsergewerbe etablieren werden, wenn auch nicht bei allen Unternehmen. Doch jene, die das anbieten, werden einen Wettbewerbsvorteil haben. «Es wird eine Fraktion von Unternehmen geben, die Teilzeitarbeitsmodelle fördern und die werden erfolgreich sein. Die anderen werden nachziehen, wenn gute Leute fehlen.»

Und was rät er Unternehmen, die noch keine Teilzeitstellen haben und damit beginnen wollen? «Nicht zu viel studieren», sagt Landolt und lacht. «Mit ein bis zwei Teilzeitstellen anfangen, und dann sukzessive steigern. Aktiv kommunizieren, intern wie extern. Und das Ganze als Lernprozess verstehen.»

 
«Mit Teilzeitarbeit kann man junge und motivierte Fachkräfte akquirieren». Unternehmer Erich Landolt mit Projektleiterin Christina Meier (60%).

«Mit Teilzeitarbeit kann man junge und motivierte Fachkräfte akquirieren». Unternehmer Erich Landolt mit Projektleiterin Christina Meier (60%).

 

Teilzeitförder-Unternehmen

Die Landolt Maler AG aus Winterthur beteiligt sich an den Teilzeitförderprojekten.

▶ Webseite von Landolt Maler AG