«Die Arbeitsübergaben machen wir mit dem Smartphone»

Teilzeitarbeit lasse sich einfacher realisieren als gedacht, sagt Andreas Bachmann. Der Maler-Gipser-Unternehmer aus Immensee spricht aus eigener Erfahrung.

Veröffentlicht am: 20. August 2021

«Manchmal muss man sich Zeit nehmen, wieder einmal das Ganze von aussen anzuschauen und sich Gedanken über die Zukunft zu machen», sagt Andreas Bachmann. Denn wenn es gut laufe, dann sei man «im Alltagstrott» und finde kaum Zeit dazu. Das war einer der Gründe, weshalb der Unternehmer, der den Betrieb in der 3. Generation führt, sich vor über zwei Jahren für die Teilzeitförderprojekte anmeldete. Damals hatte er keine teilzeitbeschäftigten Maler/innen oder Gipser/innen im Unternehmen. «Die Gesellschaft befindet sich im Wandel», erklärt der 44-jährige. «Teilzeitarbeit ist eine Antwort auf die Bedürfnisse der aktuellen Gesellschaft.»

Für die älteren Fachkräfte im Unternehmen sei künftig das Vorruhestandsmodell ein Thema, für die jüngeren eine Weiterbildung oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. «Aktuell bilden wir sehr viele Frauen aus», sagt Andreas Bachmann. Diese Fachkräfte sollen die Möglichkeit haben, im Betrieb weiterzuarbeiten, wenn sie einmal eine Familie gründen und vielleicht das Pensum reduzieren wollen. Aber auch bei Männern mit Familienpflichten sei Teilzeitarbeit ein zunehmendes Bedürfnis, sagt der zweifache Vater. Er selbst übernimmt die Kinderbetreuung mindestens einmal pro Woche und erscheint dann am Morgen später im Unternehmen. Einen «Papitag» wünschte sich auch ein Gipser, den Bachmann erst gerade neu eingestellt hat. Er arbeitet jetzt 80%. Von den aktuell rund 40 Festangestellten arbeiten ausserdem zwei Maler Teilzeit.

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«Die Gesellschaft befindet sich im Wandel. Teilzeitarbeit ist eine Antwort auf die Bedürfnisse der aktuellen Gesellschaft.»

Andreas Bachmann, Unternehmer

Die Teilzeitfachkräfte werden normalerweise so eingeplant, dass sie entweder kleinere Aufträge selbst erledigen können oder in anderen Teams mitgehen. Trotzdem komme es immer wieder zu Arbeitsübergaben, auch bei Vollzeitangestellten. «Im Team haben wir uns dann Gedanken gemacht, um praxistaugliche Möglichkeiten für die Übergabe zu finden», so der Unternehmer. Sie fanden eine einfache Lösung: das Smartphone.

Das funktioniere wie folgt: Nach der Arbeit gehen die Mitarbeitenden mit dem Smartphone durch die Räume. Sie filmen die erledigten Arbeiten, erwähnen die anstehenden Aufgaben und informieren, falls noch Material benötigt wird. Wenn die Mitarbeitenden wissen, wer nach ihnen am Auftrag weiterarbeite, gehe das Video via WhatsApp direkt an diese Person, erklärt der Unternehmer. Falls die Einteilung noch nicht klar sei, erhalte der Projektleiter den Überblick. «Ein Film sagt mehr als ein seitenlanger Bericht, der mühsam getippt werden muss», bringt Andreas Bachmann die Vorteile dieser Methode auf den Punkt. «In wenigen Minuten ist eine tolle Übersicht gefilmt. Smartphone einschalten, Video aufnehmen, per App versenden. Erledigt. Die Smartphones-Technologie macht es uns einfach», so der einstige Maler-Europameister.

«Nach der Arbeit gehen die Mitarbeitenden mit dem Smartphone durch die Räume. Sie filmen die erledigten Arbeiten, erwähnen die anstehenden Aufgaben und informieren, falls noch Material benötigt wird. Smartphone einschalten, Video aufnehmen, per App versenden. Erledigt.»
— Andreas Bachmann, Unternehmer

Teilzeitmitarbeitende seien ausgeglichener und motivierter, antwortet Andreas Bachmann auf die Frage nach den Vorteilen von Teilzeitarbeit. Als Nachteil erwähnt er anfängliche Schwierigkeiten bei der Koordination, wenn es Zusatzwünsche der Kundschaft gab. Doch mittlerweile funktioniere das gut. «Der Kunde spürt unterdessen kaum den Unterschied, ob zwei Fachkräfte an seinem Projekt arbeiten oder eine Person.» Bei Unklarheiten sei es wichtig, offen zu kommunizieren. «Bei den Kunden kommt die offene Kommunikation sehr gut an», so der Unternehmer, der während seinen Weiterbildungen auch Teilzeit gearbeitet hat und sich vorstellen kann, ab 50 Jahren selbst das Pensum zu reduzieren.

Für Andreas Bachmann ist klar: «Veränderungen brauchen Zeit», sagt er mit Blick auf die Branche. «Es ist wichtig, dass Unternehmen diesen Weg einschlagen und zeigen, dass Teilzeitmodelle praxistauglich sind.» Denn: «Teilzeit ist kein Modetrend, sondern eine Tendenz in der Gesellschaft, die immer stärker wird.» Zukünftig werde es anspruchsvoller, gute Fachkräfte zu finden, so der Unternehmer, der an seiner Arbeit das Verschönernde schätzt - wenn ein altes Haus nach der Renovation wieder strahlt. «Ein Unternehmen, das Teilzeitstellen anbietet, ist dann attraktiver», ist Andreas Bachmann überzeugt. Und seine Empfehlung an Unternehmen, die noch keine Teilzeitstellen anbieten? «Ausprobieren. Es ist einfacher, als man denkt.»

 
«Teilzeit ist einfacher, als man denkt.» Unternehmer Andreas Bachmann und Baustellenleiterin Fabiola Schork.

«Teilzeit ist einfacher, als man denkt.» Unternehmer Andreas Bachmann und Baustellenleiterin Fabiola Schork.

 

Teilzeitförder-Unternehmen

Die Bachmann AG aus Immensee SZ beteiligt sich an den Teilzeitförderprojekten.

▶ Webseite von von Bachmann AG