«Teilzeit ist wichtig auch für Leitungspositionen»
Christina Meier bildet sich zur Malermeisterin weiter und arbeitet deshalb 60%. Die Projektleiterin zu Teilzeitarbeit in Leitungspositionen.
Veröffentlicht am: 15. Januar 2021
«Ich muss mich anders organisieren und mehr vorausdenken», erklärt Christina Meier auf die Frage, ob sich der Arbeitsinhalt mit der Pensenreduktion verändert habe. «Aber ich habe immer noch die gleiche Arbeit und die gleiche Verantwortung.» Meier arbeitet als Projektleiterin bei der Landolt Maler AG in Winterthur und führt deren kleine Schwesterfirma Briegel Maler GmbH. Konkret bedeutet das: Sie nimmt Kontakt auf mit interessierten Kunden, geht vorbei, erstellt die Offerte, führt die Arbeiten aus und rechnet ab. Seit Sommer 2019 arbeitet sie Teilzeit, weil sie die Weiterbildung zur Malermeisterin macht. Aktuell beträgt ihr Pensum 60%, sie arbeitet jeweils von Montag bis Mittwoch.
Oft kann Christina Meier ihre Arbeiten selbst beenden. Wenn es sich um einen grösseren Auftrag handelt, erhält sie Unterstützung und kann die Arbeit am Mittwoch dann meistens vor Ort der Arbeitskollegin übergeben. Trotzdem ist sie Donnerstag und Freitag teilweise mit dem Kopf noch bei der Arbeit. «Aber das liegt auch an mir», erklärt die Malerin, die seit Lehrabschluss immer auf dem Beruf gearbeitet hat. Es sei ihr lieber, bei Problemen der Kundschaft zurückzurufen, damit die wüssten, es werde etwas gemacht, als dies noch übers Wochenende mit sich herumzutragen. «Da ich an der Weiterbildung bin, sind es auch nicht wirklich freie Tage», ergänzt die 32-jährige. Deshalb gehe das gut.
Seit 2013 arbeitet Christina Meier bei der Landolt Maler AG, 2014 bildete sie sich zur Baustellenleiterin weiter. Sie ist froh um die Teilzeitstelle. «Sonst hätte ich meine Weiterbildung nicht machen können.» Den Lohn für die Weiterbildung hatte sie sich zusammengespart, inklusive Lohnausfall. Ihr Vorgesetzter habe sie sofort unterstützt. «Leider ist die Haltung zu Teilzeitarbeit in der Branche nicht überall so positiv», bedauert Meier. Sie kennt einige Malerinnen, die aufgehört haben, weil Teilzeitarbeit nicht möglich war. «Es ist megaschade, dass gute Fachleute sich dann Alternativen suchen müssen. Gerade angesichts des Fachkräftemangels», betont die Projektleiterin. Sie hofft, dass sich das ändert.
Nach der Weiterbildung möchte sie wieder aufstocken und Vollzeit arbeiten. Und falls es zu einer Familiengründung kommt, am liebsten auf 60% reduzieren. «Es ist mir wichtig, dass ich weiterarbeiten kann, wenn ich einmal Familie habe. Ich möchte dann nicht den Beruf wechseln und in eine andere Branche gehen müssen, weil es dort einfacher mit Teilzeit ist» erklärt Meier, die an ihrem Beruf fast alles schätzt - den Kundenkontakt, das selbständige Arbeiten, die Herausforderungen. Die angehende Malermeisterin ist jedoch optimistisch. Sie hat das Gefühl, dass viele in der Branche bereit sind, einen Schritt vorwärts zu machen. «Teilzeitarbeit ist sehr wichtig für die Branche, auch für Leitungspositionen», betont Meier. «Mit der richtigen Organisation ist das auch gut machbar.» Das weiss sie aus eigener Erfahrung.
Teilzeitförder-Unternehmen
Die Landolt Maler AG aus Winterthur beteiligt sich an den Teilzeitförderprojekten.