«Kinder macht man ja auch zusammen»

Maler Matthias Fröhlicher arbeitet 60%, damit er mehr Zeit für seine Tochter hat. Weil dies bei seinem ehemaligen Arbeitgeber nicht möglich war, hat er sich eine neue Stelle gesucht.

Veröffentlicht am: 19. März 2021

Matthias Fröhlicher ist noch immer empört, wenn er daran zurückdenkt. Er solle sich doch eine neue Stelle suchen, hatte sein ehemaliger Arbeitgeber geantwortet, als er ihn gefragt hatte, ob er auf 80% reduzieren könne. «Nach fast zwölf Jahren eine solche Antwort!», sagt der gelernte Maler und schüttelt den Kopf. «Aber sowas sagt man mir nur einmal.» Er machte sich denn auch sofort auf die Suche nach einer Teilzeitstelle. Und hatte Glück. Im Internet stiess er mit dem Suchbegriff «Maler Teilzeit» auf eine Stellenausschreibung der Bühler Maler & Gipser AG. Seit einem Jahr arbeitet er nun dort, mit einem 60%-Pensum. Als er seinem ehemaligen Arbeitgeber die Kündigung gab, habe dieser noch dreimal versucht, ihn umzustimmen, so Fröhlicher. «Aber für mich war der Fall klar.»

Der 40-jährige arbeitet Teilzeit, damit er mehr Zeit für seine Tochter hat. Und damit seine Frau eine Teamleitungsstelle annehmen konnte, für die sie auf 80% aufstocken musste. «Wieso muss immer die Frau weniger arbeiten und der Mann mehr?», fragt Matthias Fröhlicher. Das könne doch auch andersrum sein, sagt er und lacht verschmitzt. «Die Kinder macht man ja auch zusammen.» Dann könne man sich auch die Kinderbetreuung aufteilen.

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«Wieso muss immer die Frau weniger arbeiten und der Mann mehr? Das kann doch auch andersrum sein.»

Matthias Fröhlicher, Maler (60%)

Von den ersten vier Jahren seiner Tochter habe er «nicht viel mitgekriegt», sagt Matthias Fröhlicher rückblickend. «Das ist schade.» Morgens um 6 Uhr war er weg und abends um 18 oder 19 Uhr wieder zu Hause. Und manchmal musste er auch noch samstags arbeiten. Der gebürtige Deutsche, der seit 2005 in der Schweiz lebt, ist deshalb sehr zufrieden mit seiner Teilzeitstelle. «Für mich passt es perfekt», sagt er. Er sei auch nicht mehr so gestresst und gereizt. «Früher wurde ich schnell wütend. Immer nur arbeiten, arbeiten, arbeiten. Ich bin viel ruhiger geworden», erklärt der Maler, der an seinem Beruf «eigentlich alles» mag und sofort wieder Maler lernen würde.

Die Arbeit teilt er sich meistens mit einer Kollegin auf, die ebenfalls 60% arbeitet. Fröhlicher arbeitet jeweils Dienstag, Mittwoch und Freitag, seine Kollegin deckt die anderen Tage ab. Dienstags arbeiten sie oft zusammen und machen dann auch die Arbeitsübergabe. «Bis jetzt klappt das super», sagt der Maler, sie hätten bisher keine Probleme gehabt. Und wie reagiert die Kundschaft auf dieses Modell? Sie seien meistens bei Privatkunden, antwortet Matthias Fröhlicher, die nähmen das «sportlich». Und fügt hinzu: «Manche finden das super, dass auch Männer Teilzeit arbeiten und zu Hause Kinderbetreuung übernehmen.»

«Von den ersten vier Jahren meiner Tochter habe ich nicht viel mitgekriegt. Das ist schade.»
— Matthias Fröhlicher, Maler (60%)

Manchmal gebe es von Kollegen Sprüche wie «jetzt kommt er wieder arbeiten». Das stört den Maler nicht, er findet solche Sprüche «lustig». «Diese Leute wissen gar nicht, dass Kinder betreuen Arbeit ist und kein Hobby», sagt er. Vom Lohn her reicht es. Da seine Frau mehr verdient und von 60% auf 80% erhöht hat, hat das Paar unter dem Strich das gleiche Einkommen wie vorher. Mit 20% Arbeitspensum weniger, wie Matthias Fröhlicher vorrechnet. Einziger Nachteil seien seine tieferen Pensionskassenbeiträge.

Trotzdem will er auch in Zukunft nicht mehr Vollzeit arbeiten. «Ich bin heimgekommen und habe nur noch von der Arbeit erzählt», sagt er rückblickend. Das wolle er sich nicht mehr antun. Wenn die fünfjährige Tochter in der Schule ist, kann er sich vorstellen, wieder auf 80% zu erhöhen. «Aber einen freien Tag behalte ich sicher.» Die Baubranchen seien bezüglich Teilzeitarbeit «noch hintendrein», fügt er hinzu. Seine Frau beispielsweise habe immer nur Teilzeit gearbeitet.

 
Matthias Fröhlicher fand das Teilzeitstelleninserat von Unternehmer Roland Bucher im Internet.

Matthias Fröhlicher fand das Teilzeitstelleninserat von Unternehmer Roland Bucher im Internet.

 

Teilzeitförder-Unternehmen

Die Bühler Maler & Gipser AG aus Wettingen AG beteiligt sich an den Teilzeitförderprojekten.

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