«Teilzeitarbeit ist Zukunft»

Arno Matter ist lieber einen Schritt voraus als einen hintendrein. Der Unternehmer aus Baar zu den Gründen für Teilzeitarbeit.

Veröffentlicht am: 27. November 2020

Für Arno Matter ist der Fall klar: «Teilzeitarbeit ist Zukunft, auch für unsere Branchen.» Denn es gebe immer mehr Arbeitnehmende, die Teilzeit arbeiten wollen, so der Inhaber der Maler Matter AG in Baar. «Und wir wollen die Zukunft mitprägen. Lieber einen Schritt voraus sein als einen Schritt hintendrein.»

Seit etwa zehn Jahren hat Matter immer wieder Teilzeitbeschäftigte, momentan vier von fast 30 Maler/innen. Die Gründe sind vielseitig, erklärt der Unternehmer. Die meisten arbeiteten wegen der Familie Teilzeit. Sie haben Kinder und wollen sich die Betreuung aufteilen, was Arno Matter auch «richtig» findet. Hier spricht der zweifache Vater aus eigener Erfahrung: Wegen der Kinderbetreuung kann er an drei Tagen jeweils erst später zur Arbeit kommen. Was er bei Bedarf auch seinen Mitarbeitenden ermöglicht.

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«Teilzeitarbeit ist Zukunft, auch für unsere Branchen.»

Arno Matter, Unternehmer

Dann gebe es auch Mitarbeitende, die es sich leisten könnten, nur 80% zu arbeiten, und dafür mehr Freizeit wollen, erklärt Matter, der das Familienunternehmen seit 2003 in der zweiten Generation führt. Ein weiterer Grund sei Altersteilzeit. Nächstes Jahr werde ein Mitarbeiter im Rahmen des Vorruhestandsmodells (VRM) die Arbeitszeit reduzieren. «Auch hier sehe ich Potential, dass das für die Firma positiv sein kann», so der Unternehmer. Das VRM ermöglicht 60-jährigen Arbeitnehmenden des Maler- und Gipsergewerbes eine Arbeitszeitreduktion ohne entsprechenden Einkommensverlust.

Wenn man den Mitarbeitenden den Teilzeitwunsch erfülle, dann seien sie motivierter, weiss Arno Matter. «Die Leistung in diesen Teilzeitstellen ist in der Regel eher überproportional.» Das sei der grösste Vorteil von Teilzeitarbeit: Die Motivation der Mitarbeitenden. «Und wir brauchen motivierte Mitarbeiter. Das steht über allem», betont der Unternehmer. «Die Frage stellt sich gar nicht ob, sondern nur noch wie wir Teilzeitstellen anbieten.» Deshalb beteiligt sich Matter auch am Projekt Teilzeitbau, wo unter anderem Hilfsmittel für die ganze Branche erarbeitet werden.

«Der grösste Vorteil von Teilzeitarbeit ist die Motivation der Mitarbeitenden.»
— Arno Matter, Unternehmer

Trotz der positiven Aspekte: «Teilzeitarbeit ist nicht gratis», erklärt der 46-jährige, der eine «klassische Malerkarriere» gemacht hat – Maler, Vorarbeiter, Meister, Geschäftsinhaber. Es gebe einen Mehraufwand in der Organisation und in der Administration. «Mit Teilzeitmitarbeitenden muss das ganze Personalwesen genauer definiert und überlegt werden, als wenn alle 100% arbeiten», so der Unternehmer. Nur schon einen Tag für einen Teamanlass zu finden, sei beispielsweise schwieriger. Auch die Einteilung der Arbeit sei anspruchsvoller. «Am besten wäre es, wenn ich eine Vollzeitstelle auf zwei Stellen aufteilen könnte, im Sinne von Jobsharing», sinniert Matter. Aber das habe bisher noch nicht geklappt.

Zu Beginn hatte der Unternehmer auch Bedenken betreffend Akzeptanz von Seite der Kundschaft. Doch dies erwies sich als unproblematisch. Bei der Kundschaft komme es eigentlich gut an. «Sie finden es lässig, wenn die Mitarbeitenden Familie und Beruf verbinden können», weiss er.

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«Bei der Kundschaft kommt es gut an. Sie finden es lässig, wenn die Mitarbeitenden Familie und Beruf verbinden können.»

Arno Matter, Unternehmer

«Wenn man noch keine Teilzeitstellen hat, dann ist das Schwierigste, sich das überhaupt vorstellen zu können», erklärt Matter den aus seiner Sicht grössten Stolperstein. «Aber wenn man es dann versucht, dann geht es», weiss er aus eigener Erfahrung. Und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: «Vor einem Jahr haben wir uns ja auch nicht vorstellen können, dass alle mit Maske herumlaufen, und jetzt ist es normal.»

 
Ermöglicht Teilzeitwünsche, weil er motivierte Mitarbeitende will. Unternehmer Arno Matter (links) mit Maler Roman Engel, der zu 60% arbeitet.

Ermöglicht Teilzeitwünsche, weil er motivierte Mitarbeitende will. Unternehmer Arno Matter (links) mit Maler Roman Engel, der zu 60% arbeitet.

 

Teilzeitförder-Unternehmen

Die Maler Matter AG aus Baar ZG beteiligt sich an den Teilzeitförderprojekten.

▶ Webseite von Maler Matter AG